Vertrauter Asphalt, jeder Schritt ist bekannt - auch wenn sich
natürlich kleinere Veränderungen feststellen lassen. Ich öffne die Tür
und sofort überkommt mich ein Gefühl von Heimat. Aber keine Sorge, wir
sind noch nicht zurück in Deutschland, sondern immer noch mitten in
Bolivien und zwar in der Hauptstadt Sucre.
Viele bekannte
Gesichter warten dort auf ein Wiedersehen nach mehr als drei Jahren
Abwesenheit. Mein ehemaliger Chef Don Arturo Zamorano, alle, die im
Hostel arbeiten, das für viele Wochen mein Zuhause war, sowie meine
Spanischlehrerin Monica.
Hinzu kommen natürlich all die Plätze, an
die ich in den letzten Jahren nur in meiner Erinnerung zurückkehren
konnte. Die Plaza, mit ihren hohen Palmen und grünen Bäumen. Der Mercado
Central, mit den Frauen, die an ihren Ständen frische Fruchtsäfte
verkaufen. Der Mirador Recoleta, von dem man einen tollen Überblick über
die gesamte Stadt hat, und und und ...
Es ist einfach wunderbar,
aber wie alles auf so einer Reise ein bisschen zu kurz. Kaum ist man
angekommen, geht es auch schon wieder weiter, und zwar zum Salar de
Uyuni, dem größten Salzsee der Erde auf rund 3600 Metern.
Den Salzsee und seine Umgebung erkunden wir auf einer dreitägigen Jeeptour. Am ersten Tag entdecken wir einen Zugfriedhof. Dutzende alter Lokomotiven und Waggons rosten in der Ödnis direkt vor der Stadt Uyuni langsam vor sich hin und bieten Graffitikünstlern eine ausgezeichnete Spielwiese.
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Rostende Züge bieten einen hervorragenden Spielplatz |
Dann geht es schließlich aufs Salz. Am Rand kann man beobachten, wie die scheinbar endlose weiße Masse abgebaut wird, damit sie anschließlich in Bolivien und seinen Nachbarländern verkauft werden kann. Dort ist die Salzkruste nur wenige Zentimeter tief, im Zentrum hingegen, reicht sie bis zu 20 Meter hinab in die Tiefe.
Sogar mehrere Hotels als Salz wurden mittlerweile gebaut und bieten den Gästen mehr oder weniger komfortablere Unterkünfte, je nach Budget, und auch Kunst lässt sich aus dem machen, was wir ansonsten im Streuer auf dem Tisch stehen haben. So erinnert eine große Skulptur an die Rallye Paris Dakar, die in diesem Jahr in Bolivien Station gemacht hat.
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Bolivien wird auch 2015 ein Schauplatz der Rallye Paris Dakar |
Nach vielen lustigen Fotos, noch mehr Kilometern über das schier endlose Weiß und einem leckeren Mittagessen neigt sich der erste Tag dem Ende zu und wir legen uns in unseren salzigen Unterkünften ins Bett.
Tag zwei hält mehrere Lagunen für uns bereit, die durch darin enthaltene Pflanzen verschiedene Farben, wie grün oder rot haben und in denen hunderte Flamingos beheimatet sind - auf etwa 4000 Metern Höhe. Auch von einer Reifenpanne lassen wir uns nicht aufhalten, so ein Reifen ist ja schließlich flott gewechselt, jedenfalls von einem erfahrenen Tourguide wie Luis.
Tag drei beginnt in aller Früher schon vor Sonnenaufgang und mit faszinierenden Geysiren. Die rauchenden, qualmenden und sprudelnden Löcher in der Erde wirken im Licht der aufgehenden Sonne wirklich atemberaubend - und auch die Höhe von 5000 Metern tut ihr Übriges dazu. Die nächste Reifenpanne lässt auch nicht lange auf sich warten. Zum Glück hält ein weiterer Jeep an und überlässt uns sein Reserverad, man hilft sich schließlich aus, irgendwo im Nirgendwo. Mit Ersatzreifen Nummer zwei kommen wir an den heißen Quellen an, die wir sehnlichst erwartet haben und springen natürlich sofort hinein, während Luis unseren neuen Reifen noch der einen oder anderen Überprüfung unterzieht.
Dann geht es langsam aber sicher auf den langen Weg zurück in die Stadt Uyuni. Unterwegs ereilt uns, wir wundern uns kaum noch, der dritte platte Reifen und Luis stellt erneut eine Bestzeit im Wechseln auf. Dann sind wir wohlbehalten wieder in den Anfängen der Zivilisation.
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In der Salzwüste lassen sich lustige Blder machen
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Aber keine Angst, alles nur eine optische Täuschung |
Am selben Abend geht die Reise auch schon weiter. Mit dem Zug gondeln wir zehn Stunden lang durch die bolivianische Einöde, langsam aber sicher der bolivianischen Grenze entgegen. Als die Sonne am nächsten Morgen aufgeht steigen wir im Ort Villazón aus und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Grenzübergang, wo wir bereits die blau-weiß-blaue Flagge unseres nächsten Zieles im Wind flattern sehen können: Argentinien.